Christoph Geiser, geboren am 3. 8. 1949 in Basel, Besuch des dortigen humanistischen Gymnasiums, 1968 erste Veröffentlichungen, abgebrochenes Soziologiestudium in Freiburg i.Br. und Basel, Mitbegründer der Literaturzeitschrift „Drehpunkt“. Wegen Militärdienstverweigerung mehrmonatige Haftstrafe im Herbst 1970. Redakteur beim „Vorwärts“ sowie journalistische und literaturkritische Arbeiten; Umzug nach Bern, im Sommer 1980 Lehrauftrag am Oberlin College in Ohio, 1982 Lesetournee durch Australien. 1983/84 als Stipendiat des Berliner Künstlerprogramms in Berlin. Seit 1973 Mitglied der Gruppe Olten, seit 1979 des PEN-Zentrums und korrespondierendes Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Darmstadt.
* 3. August 1949
von Jürgen Egyptien und Moritz Wagner
Essay
Die ersten literarischen Publikationen Christoph Geisers standen im Zeichen von Franz Kafka und Bertolt Brecht. Die Erzählungen aus „Bessere Zeiten“ von 1968 erinnern unübersehbar an die Parabeln Kafkas; z.B. wenn in „Die Brücken“ die Menschen in einer surrealen Landschaft dumpf und halb barbarisch dahinvegetieren und wie in Gefängnissen hausen. So prägend für Geisers parabolische Prosa Kafka war, so einflussreich wirkte Brecht auf seine frühe Lyrik, die sich insbesondere dem epigrammatischen Lakonismus der „Buckower Elegien“ anzunähern suchte. Doch auch in der Handvoll Gedichte dieses Bändchens dominieren eher Skepsis und Verweigerung. So entzieht sich das lyrische Ich in „Ich ging nicht hin“ dem kollektiven Sog ...